Nordwärts auf der Panamericana: Von der Atacama durch Peru ins Hochland Ecudors

Dieter Kreutzkamp Uncategorized

Der letzte Blogbeitrag endete mit den Worten: „… sinnen darüber nach, was uns die nächste Reiseetappe bringen wird.“

Jetzt, geraume Zeit später, kann ich nur sagen: Eine Menge…!

Aber der Reihe nach:

Im chilenischen San Pedro de Atacama, einem Ort in 2300 m Höhe, hatten wir die erste Etappe der langen Reise nach Quito/Ecuador gemeistert. Wir stehen im „Camp Andes Nomads“ von Mauricio, einige Kilometer außerhalb der Stadt. Und plötzlich schiebt sich abends der Vollmond über den 5916 m hohen Vulkan Licancabur.

Danach beginnt die Weiterfahrt Richtung Norden. Was für uns natürlich heißt: Richtung Äquator. Aber noch sind wir in Nordchile. Vorbei geht’s an Calama, eine Stadt mit der weltgrößten offenen Kupfermine nahe bei. Abbau in gigantischem Ausmaß!

Und immer bleibt „hinterher“ in Chile eine umgewühlte, zerstörte Landschaft zurück. Bei aller Liebe zum Land und zu Chiles großartigen Naturschätzen: Aber wenn es um den Profit aus den Bodenschätzen geht, kennt dieses Land in Sachen Umweltschutz kein Pardon, heute wie damals.

Und das „Damals“ erleben wir auf der Fahrt zu der Salpeterstadt „Humberstone“.

Umgewühlter Wüstenboden soweit das Auge reicht. Humberstone heute: ein informatives Open Air Museum mit den Unterkünften der einstigen Arbeiter, dem Rathaus, den Förderanlagen bei denen erbarmungslose Knochenarbeit angesagt war . Manches ist restauriert, einiges anschaulich in Szene gesetzt.

Um Salpeter entbrannte ein Krieg zwischen Bolivien, Peru und Chile. Chile gewann, verschob die Grenzen zu seinen Gunsten und besaß damit das Salpetermonopol; zur Herstellung von Schießpulver und Kunstdünger. Doch schon 26 Jahre nach dem Salpeterkrieg entdeckte der Berliner Fritz Haber, dass sich Salpeter (Natriumnitrat) auch künstlich herstellen lässt. Das Ende des irren Salpeterbooms war eingeläutet. Humberstone und ein paar andere wurden zu Geisterstädten.

Arica ist Chiles nördlichste Stadt. Nur ein Stück nördlich davon die peruanische Grenze. Auf Individual-Traveler wie uns ist man kaum eingestellt. Doch man ist hilfsbereit und freundlich, wir „schaffen“ die Grenze in 1 ½ Stunden.

Die netteste Erinnerung gilt dabei der jungen, peruanischen Zollbeamtin. Wo wir herkämen? Aha, aus Deutschland. Oh fein, sie hätte gern einen Hund aus Deutschland. Sie nennt den deutschen Namen. Verstehen wir nicht. Erst als sie uns auf Google „Dachshund“ zeigt, klingelt es bei uns. Während der nächsten 25 Minuten, die die Zöllnerin unsere Dokumente fertig macht, murmelt sie immer wieder versonnen „Dachshund“ vor sich hin…

Für Individualreisende ist es in Südamerika oft nicht leicht, an Bargeld zu kommen. Häufig haben die Bankautomaten kein Geld, kennen unsere Kreditkarte nicht oder kassieren horrende Gebühren. Zum Glück gibt es am Airport von Tacna, der ersten peruanischen Stadt, einen Geldautomaten. Umgerechnet 100 Euro sind das Limit. Immerhin! Beim Tanken und in Supermärkten kommen wir nahezu immer mit Visa- oder Master Card zurecht. Aber an Mautstationen und Marktständen ist cash gefragt.

Wir sind jetzt auf der Panamericana. In den Vorstellungen meiner Jugend „die Straße der Abenteuer“ schlechthin, seit ich (es war Ende der 1960er Jahre) den Breitwandfilm „Traumstraße der Welt“ sah.

Wir werden der Panamericana durch Peru folgen, und in manchen Abschnitten erlaube ich mir, sie „Alptraum-Straße“ zu nennen. Selten zuvor sah ich so viel Müll entlang einer Straße, wie hier.

Und in Europa wird als politischer Erfolg verkauft, wenn Trinkhalme aus Plastik verboten werden sollen…! Bezogen auf die derzeitige Realität auf den meisten anderen Kontinenten unseres Planeten: eine Lachnummer!!!

Bitte um Pardon, weil ich solche Bilder zeige… Aber sie sind während der nächsten gut 1000 km für uns die neue Realität. Dazu abertausend quadratischer kleiner Lehmhütten (offenbar nie bewohnt), die in der Wüste stehen. Dazu Lehmwände, auf denen in Spanisch der Hinweis „Privatbesitz“ steht. Und Zaungerüste, an denen zerrissene alte Plastikplanen wehen …

Dennoch: Die natürlichen Küstenformationen im Süden Perus sind spektakulär. Hier treffen wir Neil und Pat, zwei Engländer mit ihrem 1017er Mercedes Lkw.

In Chile, erzählen sie, sei auf regennasser, gewölbter Erdstraße ihr Reise-Lkw im Stand – einfach so – von der Fahrbahn runtergeglitscht und hätte sich ein paar Meter später tief im Böschungsgraben auf der Seite liegend wiedergefunden. Drei Monate und endlose Arbeitsstunden später konnten sie ihre Reise fortsetzten.

Bei Nasca klettern wir auf einen Aussichtsturm neben der Straße und staunen über die sogenannten Nasca-Linien, die für die deutsche Forscherin Maria Reiche-Neumann zum Lebenswerk wurden. Autor Erich von Dänicken sah darin eher Signale von Erdbewohnern an Außerirdische in ihren UFOS.

Südlich von Pisco finden wir an der Laguna de Paracas, einem Naturschutzgebiet, einen der ganz seltenen naturbelassenen (sprich: müllfreien) wunderschönen Plätze für die Nacht.

Die Panamericana schmiegt sich jetzt unmittelbar ans Meer. Ein Ort reiht sich hier an den anderen. Überall liegt der scharfe Geruch von Fischverarbeitung in der Luft.

Lima, Perus Hauptstadt, ist für jeden Autofahrer eine Herausforderung. Vor allem für den mit einem Reise-Lkw …

Mehr als 10 Millionen Einwohner zählt Lima. Wer begeistert vor den großartigen Kolonialbauten der Altstadt steht (wie wir vor Jahren), ahnt nicht, wie es in den Außengebieten dieser Monsterstadt zur Sache geht. Drei Stunden ununterbrochenen stop and go brauchen wir, um diese Stadt zu durchqueren.

Verkehrsregeln? Haha! Es wuselt, es wimmelt. Ich sehe diverse Lkw mit zertrümmerten Spiegeln. Ich bin froh, dass meine überleben, und unser Lkw auch keine Kratzer oder Beulen davonträgt.

Als ich abends auf dem Hinterhof einer Tankstelle neben anderen Lkw eingeparkt habe, verwöhnt mich Juliana mit einem in Chile gebunkerten Heineken Bier.

Tage später: Wir verlassen die Panamericana und damit die Küstenroute. Bei Macara überqueren wir die Grenze nach Eduador!!

Wir waren die letzten Wochen „sportlich flott“ vorangekommen. Schließlich wollen wir ja Mitte Dezember in Quito sein, um nach Galapagos zu fliegen. Wir liegen gut im Zeitplan: Jetzt lassen wir uns mehr Zeit. Das müssen wir zwangsläufig, denn Ecuador ist ein zerklüftetes, extrem bergiges Land. Kein wirkliches Traumland für LKW-Fahrer …

Aber nach dem Unrat in Peru gibt es hier ein Aufatmen: kaum Dreck am Straßenrand.

Von Süd nach Nord durchqueren wir Ecuador im zentralen, bergigen Hochland. Doch während unser Thunder bislang lief „wie ein junger Gott“, tut er sich jetzt schwer, zieht oft schwarze Rauchwolken hinter sich her. Eben noch auf 2000 m Höhe, klettern wir auf 3400 m, danach geht es steil runter auf 1600 m und schon beginnt der nächste steile Aufstieg auf 3000 m. Manchmal geht es auf über 4000 Meter!

Die wunderschöne kolonialische Innenstadt von Cuenca ist ein Highlight.

Wir lieben die Berge, und so ist uns klar, dem Chimborazo, mit 6310 m Ecuadors höchster Berg, einen Besuch abzustatten.

Von den auf den Dorfstraßen tanzenden Bergbewohnern lassen wir uns gern aufhalten.

Doch als wir in 4376 m Höhe am Eingang des Chimborazo NP ankommen, ist die Sicht gleich Null. Dazu eiskalter Wind.

Ähnlich ergeht es uns am 5023 m hohen Tungurahua. Zum Glück hatten wir ihn vor Jahren schon bei besserem Wetter bestiegen.

Als wir bei Banos aus der extrem verwinkelten, unübersichtlichen und engen Ausfahrt einen der äußerst seltenen Campingplätze rausfahren, gibt es ein paar unschöne Kratzer am Auto. Sorry Thunder!

Diese Zeilen verfasse ich am Cotopaxi, mit 5897 m Höhe ein weiterer Riesenvulkan Ecuadors. Aber wie man sieht… sieht man nichts!

Schon seit zwei Tagen hat sich der Vulkan eingenebelt. Und es ist kalt!

Jetzt sind es nur noch rund 50 km bis zu unserem Zwischenziel Quito, unserem Sprungbrett nach Galapagos…

Alle Fotos: Foto und Copyright Dieter Kreutzkamp