Notizen aus Dakar im Senegal

Dieter Kreutzkamp Uncategorized

Die Grande Brasile pflügt sich südwärts durch den Atlantik. Von Tag zu Tag wird es heißer. Es gibt zwar kein WiFi an Bord, aber unsere GPS–Daten sehen wir auf den Smartphones. Und dort erkenne ich, dass irgendwo hinter uns, am Rand der Sahara, El Aiun liegt. Einst Hauptstadt von Spanisch Sahara, heute eine Stadt in dem von Marokko beanspruchten Staatsgebilde namens West Sahara…
Vor Jahrzehnten pflügten wir uns hier mit den bescheidenen 34 PS unseres T1–Bulli durch die Sahara Richtung Dakar. Als es für uns im Tiefsand nicht mehr weiterging, fuhren wir auf dem Schienenstrang einer Eisenbahn, einer Erzbahn. Es war nicht unser Tag… wir versackten selbst hier im tiefen Treibsand, der wie ein Berg über dem Schienenstrang lag. Just in diesem Moment kam der Zug. Wir schaufelten wie die Irren. Im letzten Moment kamen wir frei. Drei riesige Dieselloks und gut 120 schwer beladene Erzwaggons donnerten an uns vorbei. Noch mal gut gegangen…. Und dabei war es Freitag der 13te …
Seitdem sind viele Jahre vergangen.

Dakar erreichen wir bei tropischer Hitze. Wir schwitzen. Was für ein Unterschied zu dem nasskalten Aufbruch in Hamburg. Hemden kleben jetzt am Körper. Die Luftfeuchtigkeit ist elendig hoch. Dakar empfängt uns mit starken Winden und einem schweren Gewitter.

17_10_16_Blick Hafen
Mitten drin in Afrika
12 Stunden später: Sieben von insgesamt zehn Passagieren entschließen sich zum Stadtbummel. Es sind nicht mal 100 Meter, und wir sind mitten drin in Afrika … qualmende Autos, hübsche Frauen in bunten wallenden Kleidern. Schwarzer, weicher Dreck vom Regen der letzten Nacht, der sich wie Kleber um die Schuhsohlen legt. Der Marché Kermel erfüllt alle Klischees von den Farben und Gerüchen Afrikas: Meter lange Barrakudas liegen auf dem Fischmarkt zum Verkauf aus. Garnelen häufen sich zu Bergen. Zwei chinesische Frauen begutachten die riesigen Hummer. Dazwischen streunende Katzen. Und immer wieder die afrikanischen Frauen in bunten Gewändern. Schon sind wir bei den Fleischerständen; Hammel und Hühner baumeln an Haken. Ganz ohne aufdringliche „neue Freunde“ (die uns doch nur etwas aufschwatzen und verkaufen wollen) gelangen wir in ein gutes Restaurant: weniger um zu essen, als um das WiFi dort zu nutzen.

17_10_16_Fisch

Zurück an Bord: Von diversen europäischen Häfen hier zwischengelagerte neue Autos verschwinden jetzt im Bauch der Grande Brasil.
Unser Captain sagt, er und der Zweite Offizier, ein Kroate, hätten auf dem Markt Garnelen gekauft. Für morgen Abend, für uns alle. Dann darf der philippinische Koch zeigen, welche Delikatessen er daraus zaubern kann.
15:15 Uhr, ich sitze im Konferenzraum, unserem Aufenthaltsraum und gleichzeitig Repräsentationsraum für Besprechungen mit Hafenkapitänen und ähnlichen Autoritäten. Der Kapitän schaut rein; in 4 Stunden, sagt er, also gegen 19:00 Uhr, würden wir wieder in See stechen.

Die längste Etappe auf dieser insgesamt rund 30 tägigen Seefahrt liegt vor uns. Wenn wir wieder Land betreten, wird das in Brasilien sein …