Patagonien – wir kommen!

Dieter Kreutzkamp Uncategorized

Es gibt schlechtere Plätze als diesen, um die letzten Tage des Jahres 2019 sowie Weihnachten zu verbringen…
Allerdings – der Wind peitscht, und das Meer gischtet heute ungestüm. Aber an beides gewöhne man sich besser, denn so ist Patagonien nun mal!
Doch der Reihe nach, denn das letzte Mal hatten wir aus dem argentinischen La Plata berichtet, wo unser Thunder… sagen wir`s mal so… eine technische Optimierung erfahren hatte.
Beim Aufbruch dort heißt unser Ziel Patagonien. Vor zwei Jahren hatten wir es bereits fünf Monate lang bereist – aber was bedeutet das schon bei diesem riesigen unteren Drittel des südamerikanischen Kontinents. Was uns besonders reizt ist, dass Patagonien eigentlich ein riesiges offenes Campingparadies ist, wo man – nicht nur an einsamen Stränden – immer irgendwo einen Stellplatz findet.
Auf oft schnurgeraden durch die Pampa führenden Straßen geht es entlang der Ostküste südlich von Bahia Blanca nach Viedma – nahebei leben 35000 Papageien in Felshöhlen der Steilküste.
Wir passieren ein Denkmal (ein ausgedienter Mirage-Kampfjet) zum Gedenken der Gefallenen des verlorenen Falklandkrieges (eine tiefe Wunde in der argentinischen Seele).
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Hunderte wie irre lärmende Papageien begrüßen uns von Strom- und Telefonleitungen. Abends erheben sie sich zum Sonnenuntergang zu Tausenden und fluten den roten Abendhimmel. Zur Erinnerung: Dezember ist Sommer hier, und bis 21:30 bleibt es hell.
Ein paar Tage lang schauen wir uns dieses Spektakel an.
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Dann folgen wir der Küste nach Süden – nicht ohne immer mal wieder einen tollen Übernachtungsplatz am Meer zu finden. Nicht vergessen: Wir sind im stürmischen Patagonien; die Strände haben keine Palmen und keinen lieblichen sonstigen Bewuchs. Sie faszinieren uns mit ihrer kargen Schroffheit. Und dennoch sind sie majestätisch.
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Nach der Valdés Peninsula kommt man der Wale wegen oder der Orcas, die mit abenteuerlichen Techniken Seelöwen quasi vom Strand „wegpflücken“. Wir kommen dafür nicht zur rechten Zeit – das wissen wir. So genießen wir nur den Blick auf die Seelöwen an steinigen Stränden.
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Übrigens: 2017 zahlten wir pro Person für den Eintritt in dieses Reservat 450 Pesos. 2019 berappen wir 850 Pesos. Zum einen wegen der galoppierenden Inflation. Zum anderen aber auch, weil Ausländer in Argentinien zunehmend deutlich mehr zur Kasse gebeten werden als Argentinier (was mir gelegentlich die Zornesröte ins Gesicht treibt!).
Punta Ninfas heißt der Küstenabschnitt, auf dem wohl hundert Seelöwen ganz in unserer Nähe dösen.
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Oberhalb der Steilküste verbringen wir einige Tage. Der Himmel über uns zieht oft eine stimmungsvolle Show ab.
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Wir folgen der Küste weiter nach Süden und staunen an der Playa Escondida über junge Seeelefanten, die unsere Nähe souverän ignorieren.
Paradiesisch! Ja! Aber dennoch… Als wir uns dem Ort Rawson zwei Kilometer genähert haben, verschlägt es uns im wahrsten Wortsinn die Sprache: Auf anderthalb Kilometern Länge – unweit all dieser Naturschätze – Haushaltsmüll, der mengenweise unmittelbar neben der Piste abgeladen wird.
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Absolut kein Einzelfall in Südamerika, das habe ich dokumentiert. Vor diesem Hintergrund scheint mir die bei uns daheim geführte öffentliche Diskussion „keine Trinkhalme mehr aus Plastik“ wie eine Lachnummer.
Von dieser abstoßenden Realität in die Schönheit der Natur zurückzukommen, ist wie ein Bedürfnis.
Abends sehen wir am Strand unweit von uns eine Frau und einen Mann angeln… Morgens stoße ich auf ihrem Platz auf das, was sie zurückließen…
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Ich klammere solche Impressionen bewusst nicht aus. Denn diese Bilder zeigen mir auch den Aufklärungsbedarf bei mindestens Zweidrittel der Weltbevölkerung.
Aber schon hatten wir wieder die schönen Momente…
„Sieh mal, ein Renault R4“, sage ich und staune.
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Solch ein Auto hatte ich auch mal: Anno 1968 war das.
Diejenigen, die heute mit diesem tollen historischen Teil von Feuerland nach Alaska reisen wollen (mit 24 PS!), heißen Lisa (Österreicherin) und Bautista (Argentinier). Und während wir bei Camarones unweit einer großen Pinguinkolonie am Strand stehen, gesellen sich Peter (Deutscher) mit Land Cruiser und Elsa sowie Sebastian (aus Spanien und Uruguay) mit VW-Bus T3 dazu.
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So verbringen wir Heiligabend 2019 gemeinsam am Lagerfeuer.
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Aus drei Autos werden drei Flaschen Rotwein geholt, und Julianas deutsches Glühweingewürz verleiht dem Ganzen den Duft eines Weihnachtsmarktes! Na… ist das nichts????
In diesem Sinne allen, die einen Moment bei diesem Blogbeitrag verweilen:
Frohes neues Jahr 2020!

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Alle Fotos: Foto und Copyright Dieter Kreutzkamp