Aller guten Dinge sind drei, sagt man. Das scheint auch für das Fitz Roy Massiv und den Ort El Chaltén zu gelten. Wobei der mit Touristen übervolle Parkplatz (auf dem Wohnmobile gegenüber der Nationalpark Information kostenfrei stehen können) zunächst für Überraschungen sorgt. Zwei, höchstens drei Fahrzeuge hatten sich den Platz während der vorherigen Besuche mit unserem Thunder geteilt. Jetzt sind es 16, und trotz später Stunde werden es mehr…
Südamerika macht Ferien. Vor allem die Präsenz brasilianischer Traveller ist groß. Zwei von ihnen mit dem Ziel-Hinweis auf dem Auto: „Tierra del fuego – Alaska“.
Obwohl wir weit nach Mitternacht zu Bett gegangen waren, werde ich früh am Morgen des folgenden Tages wach… Vielleicht mein siebter Sinn… Irgendetwas veranlasst mich, aus dem verdunkelten Thunder einen Blick auf die Berge zu werfen. Danach übertreffe ich alle persönlichen „Morgenmuffel-Aufsteh-Rekorde“. Will sagen, in 40 Sekunden bin ich mit der Kamera draußen, zehn Sekunden später ist das erste Foto von den Bergen geschossen.
Und so geht es mit dem Fotografieren weiter. Rotgoldenes Morgenlicht streift die Gipfel des Fitz Roy und der Torres. Keiner der anderen Traveller ist zu diesem Zeitpunkt draußen: da es abends bis gegen 23 Uhr hell bleibt, verschiebt sich der Lebensrhythmus. Alle anderen liegen noch auf den Ohren.
Drei Stunden und rund 100 Fotos später: Juliana ist schon längst auf den Beinen, in den übrigen Campern kehrt nur langsam Leben ein. Wir haben spontan beschlossen, heute den 1520 Meter hohen Gipfel des Loma del Pliegue Tumbado zu besteigen. An anderen Tagen ein windgepeitschter, kahler Gipfel. Bei den Besuchen zuvor war er wegen Neuschnees gesperrt gewesen. Danach sieht es heute nicht aus; wir brechen auf, denn von dort gibt es den „Königsblick“ auf Mount Fitz Roy und die Torres. Also los!!!
Acht Stunden werden wir auf den Beinen sein. Mit Fotostops inklusive sind wir zehn Stunden unterwegs. Der nächste Tag wird es zeigen: Unser spontaner Aufstieg war richtig gewesen. In zuvor nur schwer vorstellbarer Klarheit hatte dort oben das markante Massiv sowohl mit den spitzen Zacken der Torres wie denen des Fitz Roy vor uns gelegen.
Doch schon am nächsten Tag schiebt sich die erste Wolke vor die Berggipfel, und am übernächsten regnet es. Kalter Wind geht wieder. Und bei diesem Wetter lesen wir am Ortsausgang von El Chaltén drei deutsche Hitchhiker auf. Ohne Probleme kriegen wir die Drei und ihre großen Rucksäcke im Wagen unter… Nach fast sechs Stunden Fahrt und viel fröhlichem Geplaudere setzen wir sie im Ort Gobernador Gregores ab.
Bei unwirklich goldenem Licht, intensiv, wie bei einer Schöpfungsstunde, dazu gibt’s leichten Schneefall, fahren wir ein Stück weiter und campieren am Rio Chico.
Die nächsten Tage folgen wir mehreren 100 km Schotterstraße und erleben in wüstenartigen Berglandschaften unglaublich intensive Bilder! So erreichen wir erneut Chile. Riesige Rinderfarmen waren hier unlängst von dem amerikanischen Millionär Thomkins (dem Gründer einer der weltweit bekanntesten und größten Outdoorartikel-Marken) zusammengekauft worden, um daraus den brandneuen Nationalpark „Patagonia“ zu schaffen. In Kürze wird das Gelände dem chilenischen Staat übertragen.
Zwei Wanderer aus Brasilien fragen, ob wir Ihnen in dieser fast menschenleeren Gegend eine Mitfahrgelegenheit über 25 Kilometer zum ebenfalls brandneuen Besucherzentrum des Patagonia Parks geben können. Ja, sagen wir. Aber sie seien insgesamt neun Leute, sagen sie. Nun gut. Letztlich kriegen wir neben Juliana und mir noch neun Brasilianer und neun große Rucksäcke in Thunder unter. Wir alle hatten eine gute Zeit!
Weiterfahrt gen Norden: schlagartig verändert sich die Vegetation, Bäume sattgrün, türkisfarbene Flüsse von unglaublich intensiver Leuchtraft. Dann auf einmal Regen, Wind. Nach langen Abstechern zu den Fjorden der Küste rollen wir weiter auf der Carretera Austral, der Abenteuerstraße Chiles, nach Norden.
Der südliche Abschnitt der Carretera Austral ist brutal, mit dickem, rutschigen Schotter, tiefen Löchern, gefährlichen Abbruchkanten. Kein Vergnügen für den Fahrer. Dennoch wundern wir uns, wie viele Radler hier unterwegs sind.
Heute ist es kühl und verhangen. Aufbruch, noch mehrere hundert Kilometer der Carretera Austral liegen vor uns…!
Alle Fotos: Foto und Copyright Dieter Kreutzkamp