Öde, monotone Pampa und die schönsten, wildesten Küstenregionen
…die einem die Fantasie vorgaukeln kann…
Beides ist in Ostpatagonien Realität. Aber erst mal brechen wir mit unserem Thunder auf…
In Puerto Madryn, dem Hauptort der Meeresbuchten rund um die von Wal-Müttern und ihren Jungen bevorzugte Valdés Halbinsel, bunkern wir Lebensmittel. Man weiß ja nie, wie lange wir auf dem nächsten „Traumplatz“ ausharren werden.
Übrigens haben wir unseren Supermarkt–Favoriten ausgemacht: La Anonima, eine Kette, in der wir finden, was Herz und Magen begehren. Wobei die Dichte der Supermärkte in Argentinien keinesfalls an die in Europa, Nordamerika oder auch der im südlichen Afrika heranreicht. Wir müssen suchen …, gut, dass das Navi und die IOverlander-App uns dabei helfen.
Die Preise sind deutlich höher als daheim und, wenn man einen Wermutstropfen benennen will, dann den, dass das Gemüse– und Obstangebot eher dürftig und nicht immer frisch ist.
Aber dafür ist das andere Angebot unschlagbar: Und dorthin machen wir uns auf..!
Über eine staubige Piste erreichen wir Punta Ninfas. Nachdem wir uns dort zunächst über eine Strickleiter das Steilufer runtergehangelt haben, verschlägt es uns den Atem: Viele Hundert Pelzrobben liegen hier im Sand, manche balgen miteinander, die meisten aber dösen. Keine Menschenseele außer uns. Tourismus quasi null!
Die Seelöwen nehmen alles entspannt und lassen uns vorbeigehen.
Wir werden mutiger, gehen dichter ran. Während im Wasser lautstark die Halbstarken (Jungbullen) balgen, röhren und grunzen, öffnen die meisten anderen kaum ein Auge, wenn wir vorbeibummeln.
Weiterfahrt gen Süden: Die Ruta 3 ist im östlichen Argentinien so etwas wie die Autobahn 7 in Deutschland, die Nord-Süd-Achse. Über viele 1000 Kilometer ist sie die Hauptverbindung von Buenos Aires und Ushuaia auf Feuerland. Im Klartext: Ich bin froh, als ich sie verlassen kann!
Aber Vorsicht, gemeine Dornen warten darauf, in Sandalen oder Reifen zu pieksen.
Wir folgen Erdpisten entlang der Küste. Einsam sind sie und oft recht passabel. Sie führen uns erneut an kilometerlange Strände, die nur uns „gehören“. Vergleichbares gibt es nicht in Nordamerika, Europa, kaum noch in Asien und nicht mehr in Afrika!!!
Im kleinen Küstenort Camarones kann ich unseren Sprit nicht mit Kreditkarte bezahlen. Das ist die Ausnahme und kommt eigentlich nur in entlegenen Gegenden vor. Immerhin: Wir haben einen zweiten 200-Liter-Tank, also kein Grund zur Besorgnis. Doch dafür beschenkt uns Camarones mit seiner wild-romantischen, viele Kilometer langen Bucht mit unzähligen wunderschönen Stellplätzen und Tausenden Magellan–Pinguinen zwischen denen auch mal ein Guanako herum spaziert.
Aber bitte nicht vergessen: Wir sind in Patagonien. Denn mit einem Mal schlägt uns der Wind wie mit einer Faust ins Gesicht. Und dazwischen immer wieder, wie nach einem Fingerschnippen, Windstille. Während wir noch vormittags schwitzten, ziehen wir uns nachmittags zusätzlich zur warmen Weste noch eine Jacke drüber.
Wohl nur Insider kennen die Regionen, die wir anlaufen: Puerto Deseado zum Beispiel. Aber sie werden uns unvergessen bleiben. Das heißt, weniger die Orte, als ihre Küstenregionen…
Diese Zeilen schreibe ich bei Cabo Blanco. Vor einer Woche hatte ich noch nie von diesem Platz gehört: Wir folgten 70 km staubiger Rüttelpiste und waren mit einem Mal in völliger Menschenleere:
Zwischen bizarren Küstenfelsen lärmen Tausende Kormorane und Hunderte Seelöwen faulenzen während der Ebbe auf spitzen Felsen.
Und all das nur einen Steinwurf vom Auto entfernt…